Mittwoch, 30. Mai 2007

"Die sind echt gut für eine deutsche Band "

Kränkendes Lob für Musiker, Bauchpinseleien mit gelegentlichem Nierenboxen. Wir sind hier in Deutschland, nicht in England. Wer in London Lob und Anerkennung erntet, hat den Welterfolg gesäht. Eine Goldene Schallplatte in Deutschland hilft maximal zu Achtungserfolgen in deutschsprachigen Nachbarländern. Und die Musikpresse hat häufig die Hosen voll, wenn es um Lokalpatriotismus geht.

Suport your local heroes hat sich aber Thees Uhlmann gedacht. Neben seiner Band Tomte hat dieses nette Deichkind auch noch ein Plattenlabel mit dem wohlklingenden Namen Grand Hotel van Cleef. Dort hat er vor einiger Zeit The Kilians einquartiert. Die Rotztlöffel aus Dinslaken haben alle Alben von Mando Diao studiert und auch bei The Strokes reingehört. Anschließend schickten sie eine Demo-CD an die Visions, wurden prompt mit dem Titel "Demo des Monats Juni 2006" geadelt und auf die diesjährige Visions Springtour geschickt. Die van-Cleef-Familie hat die Jungs auch überall dabei. Und das ist auch gut so, denn die Jungs drinken nicht nur wie die Inseleuropäer, sie klingen auch so.

Da macht deutsche Musik wieder Spaß, auch wenn Oma nichts versteht und dieses Gegröhle ganz ohne Blaskapelle und Kirchenorgel eh nicht aushält. Musik im Zeichen der ewigen Jugend: Rock'n'Roll. Also wenn die aussehen, drinken und musizieren wie Indiebands aus Großbritannien, dann kann man doch auch mal anerkennen:
"Die sind echt gut!" Ohne den Anhang.

Indie heißt jetzt Mainstream, also schon lange eigentlich

Indie ist also der neue Mainstream. Meinem Lieblingsmusikmagazin Musikexpress (ME) und ihrem Englischen Vorbild und Namensvetter New Musical Express (NME) sei es gedankt. Einer handvoll weiterer wirklich guter deutscher Musikmagazine und Blogs und Webmags auch. Und gewieften Marketingexperten diverser Plattenfirmen. Und des ganzen Web2.0. Und so weiter. Und so fort.

Definieren Sie Indie! Ähm, naja, also... Irgendwie unabhängig, selbergemacht, andersartig. Ein Mehrspartending. Den Versuch einer Definition bietet Wikipedia. Die Grenzen sind doch sehr verschwommen. Muss man vom Mainstream reden, sobald ein wachsendes Publikum angesprochen wird?
Erst allen von der tollen Neuentdeckung vorschwärmen und ein paar Wochen später dem Massengeschmack trotzen? Man muss eben auch teilen können. Auch Indiebands streben schließlich nach Erfolg, Millionen Fans und natürlich nach Geld.


Den NME lese ich nie. Wochenzeitung, Distribution natürlich im Vereinigten Königreich, Abo teuer. Irgendwie bekommt man durch Dritte - also die deutsche Konkurrenz - außerdem meißtens suggeriert, dass sich hierbei um die Bildzeitung der Musikszene handelt. Reißerisch und übertieben, immer für jeden neuen Hype zu haben. Trotzdem irgendwie Maß der Dinge - im Gegensatz zur Bildzeitung. Puh!

Doch dahin hat es noch selten eine deutsche Band geschafft. Ad hoc fällt mir da überhaupt kein deutscher Künstlerverbund ein. Das liegt in meinen Augen...äh...Ohren hauptsächlich an der schleppenden musikalischen Weiterentwicklung und Selbstverwirklichung der deutschen Musikszene. Die Beatsteaks sind da vielleicht eine Ausnahme. Allerdings kann man die getrost als Fall deutscher Hypemaschinerie abstempeln. Deren neues Album Limbo Messiah wird huldvoll "das Album 2007" genannt. Die Jungs haben tolle Alben abgeliefert in den letzten Jahren. Schon vor ihrer Zeit als innerdeutsche Supergroup waren sie einem gut unterrichtetem Publikum mindestens als Geheimtipp bekannt. Ob das jüngste Werk ein neuer Meilenstein in Sachen Bandentwicklung und musikalischer Maßgabe ist, bleibt wohl persönliches Empfinden.

Vielleicht erschließt sich das Album auch erst nach mehrmaligen Duchhören. Klingt nach Arbeit, lohnt sich aber meißtens. Möglicherweise braucht Indie eine neue Definition: einem breiten Publikum zugänglich, doch ein Erlebnis für die Hinhörer. Andersartig im Detail.

Und was den Mainstream angeht: der überschwemmt sicher auch bald diese Staustufe.

Montag, 7. Mai 2007

King Khan and the Shrines, Konzert Review

King Khan and his sensational Familienfest

Samstag Abend im Hafenviertel von Offenbach. „Hafen 2“ steht in haushohen Lettern auf dem stillgelegten Lokschuppen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinter dem Gebäude fuchteln drei Halbstarke mir selbstgebauten Schlagstöcken herum, während vor der Kneipe an der Ecke ein tiefergelegter schwarzer Mercedes mit glänzenden Felgen hält. Kein Ort für gesetzestreue Nachtschwärmer – oder doch?

Vor dem früheren Lokschuppen breitet sich auf einer grünen Wiese am Mainufer eine Festbankgarniturenlandschaft aus. Das Café im rechten Teil des Gebäudes bewirtet auch den Biergarten. Die Gästeschar schwatzt ausgelassen über den Tag, der geht und die Nacht, die kommt. Der gute Apfelwein hat daran sicher seinen Anteil. Ganz entscheidend für die gute Stimmung ist aber auch Vorfreude. Vorfreude auf ein Konzert, das jeden Moment in der umgebauten Bahnerhalle beginnt. Der Konzertsaal im linken Teil des Gebäudes bereitet heute Abend die Bühne für King Khan and his sensational Shrines.

Halb zehn soll es losgehen, doch ein wenig feiern lassen sich Musiker immer gerne. Als zwei oder drei Viertelstunden später das Publikum nach drinnen strömt, wird klar: das wird ein Fest. Ein Fest im familiären Rahmen. Höchstens 200 Leute, nicht einer würde noch Platz finden. Ein Fest der Höflichkeit. Man hilft sich auf die Empore im hinteren Teil, um den Objektiven freie Sicht auf die Bühne zu gewähren. Ein Fest, ganz einfach weil auf gelungenen Festen immer getanzt wird.

Schon die ersten Takte bringen eine gewaltige Ladung musikalischen Dynamits zur Detonation. Mal psychedelisch, mal schrill. Mal Rhythm and Blues, mal Soul, mal Rock’n’Roll. Irgendwann zwischen den Fünfzigern und den Siebzigern trug der Stammbaum der Musikgeschichte erstmals jene Knospen, die hier heute erblühen.

Ein totenkopfbesetztes Zepter verdeutlicht: das ist der Chef. King Khan ist der exotische Kanadier mit der Soulröhre à la James Brown oder Curtis Mayfield und dem Helm aus kaiserreichsdeutschen Zeiten. Sein kleiner Bierbauch ist wohl Resonanzraum. Andere Erklärungsversuche lassen seine ekstatischen Tanzeinlagen gar nicht erst zu. Immer wieder tanzt er sich durch das johlende Publikum, tanzt mit dieser und jenem, tanzt wieder auf die Bühne, dass seine mit Garnelen und Haifischzähnen aus Plastik besetzte Kette nur so herumwirbelt. Die Shrines sind Energiebündel an der Hammondorgel und Artisten an der Gitarre. Die Shrines sind Saxophonisten und Trompeter, Percussionisten und Publikumsanheizer, Multiinstrumentalisten und Sänger, Entertainer und Tänzer. Ihr Publikum sind Menschen voll glühender Euphorie und Ekstase. Unter zwanzig ist hier niemand, doch älter fühlt sich keiner.

Natürlich spielen King Khan and his sensational Shrines ihr neues Album, glamourös und voll Energie. Doch ganze drei Zugaben nach immerhin schon 90 Minuten Programm beglücken das Publikum mit den Toptiteln des Vorgängeralbums. Stone Soup und Mr. Supernatural sind würdige Höhepunkte eines fulminanten Konzertes. Mit einem hölzernen Pferdekopf auf den Schultern und sein Zepter schwingend verlässt King Khan die Bühne, während seine Shrines ihm die würdige Geräuschkulisse für seinen Abgang bieten. „Gestern in Weinheim waren wir noch einen Tick besser“, sagt einer der Shrines später. Das kann sich hier aber niemand vorstellen.

Copyright ist klar, ne! ;-)

Samstag, 5. Mai 2007

Neuer Myspace Profilsong

Gleich gehts nach Offenbach, vorher möchte ich aber noch kurz auf den neuen (alten) Profilsong meines Myspaceprofils hinweisen. Jack Penate heißt der Künstler und ist eines der Mypacewunder der jüngsten Zeit. Immer fleißig Konzerte spielen und dem Publikum nahe legen, es möge doch bitte die eigene Myspaceseite besuchen. Irgendwann kommen dann die Plattenfirmen von ganz alleine. Jetzt hat stellt er eines seiner tollsten Songs wieder der Myspacecommunity und meinem Profil zur Verfügung. Das ist sehr nett von ihm.

Wenn doch Subtonic Flavour auch so viele Auftritte hätten. Das würde mein Herz hüpfen machen.
Werte Leser, hör doch mal, wie gut das klingt! :-)

Naja, jetzt erstmal King Khan was abgucken gehen ;-)

King Khan and his sensational Shrines

King Khan and his sensational Shrines sind auf Europatournee. Heute Abend kann man die rock'n'rolligste psychodelic Rhythm and Blues Band, von der ich je gehört habe, in Offenbach erleben. Natürlich darf ich diese Gelegenheit nicht verpassen und werde hoffentlich morgen von einem ganz sensational funky great Gig berichten. Für eine Hörprobe eignet sich wieder einmal Myspace besonders gut.

Es grüßt, der Scheinblogger

Donnerstag, 3. Mai 2007

"Was man(n) nicht alles tut" oder "Klischees am Dienstag Abend"

Grey's Anatomie. Diese nicht weniger kitschige als erfolgreiche Ärzteserie ist vermutlich vielen Männern ein Graus. Wenn nicht gerade Championsleague ist - was durchaus ein Streitgespräch verursachen könnte, wenn keine alternative Guckmöglichkeit besteht - und auch sonst keiner Zeit für ein Bier hat, dann werden die Ausreden knapp. Also mitgucken. Und dann dudelt einem zielgruppenorientierter Zuckerglasurpop entgegen. Schön seicht, schmalzig und - oh, wenn das der Stammtisch wüsste - eingängig, dieser Titelsong.

Kurz mal Google befragen: Vega4 heißen die Zuckerbäcker. Aha, und den Seriensong nennen sie Life is beautiful. Den darf man sich übrigens bei Myspace kostenlos runterladen. Auch die drei anderen songs klingen, nun ja, eigentlich genau so. Man könnte sich die Band aber mal merken, für das nächste Versöhnungs-Candlelightdinner vielleicht.

Die Wahllondonder planen in diesem Jahr auch ein paar Gigs in Deutschland . Allerdings würde ich der typischen 14-30jährigen Grey's-Anatomie-Guckerin eher davon abraten, hinzugehen. Die sehen nämlich nicht so aus wie dieser Serienarzt. Eher vollbärtig, glatzköpfig und weniger stereotyp als erwartet.

Genau solche Männer aber wird man auf deren Konzerten im Publikum vermutlich kaum finden. Die sitzen dann doch lieber auf dem Sofa, ertragen sportlich fair Grey's Anatomie und freuen sich auf das Champions League Finale. Ach verdammt, das ist ja an einem Mittwoch...

Montag, 16. April 2007

Wie Pause???

Da hab ich mir von meiner Süßen noch Geld geborgt, um den neuen Musikexpress zu kaufen und was muss ich da lesen? The Strokes machen Pause. "Keine Bandauflösung" sei das, nur eben eine Auszeit nach fünf Jahren Dauertour.

Immerhin, Julian Casablancas hat derweil eine Supportrolle bei seinem Kumpel Josh Homme, seineszeichens Frontmann der Queens Of The Stone Age. Ja, und der Albert Hammond Jr. hat eh noch sein Nebenprojekt laufen. Das tröstet. Dessen Vater, also Albert Hammond (senior) war kürzlich übrigens im Aschaffenburger Colossaal. Hab ich irgendwie verpasst. Blöd.

Ich gönne den Jungs also ihre Pause nach fünf Jahren Tour. Das dumme daran ist, ich habe sie nur einmal gesehen und zwar von weit hinten auf dem Southside. Das war letztes Jahr. Wenn die also jetzt ein paar Jahre aussetzen, bin ich zu alt für den Scheiß. Mal eben nach Köln oder Berlin, morgens mit dem Zug hin, am nächsten Morgen wieder heim. Das kann man mit 30 einfach nicht mehr... habe ich gehört.

Dabei ist doch das Topthema im Musikbizz, dass nur noch die Liveauftritte eine Band ausmachen. CDs verkauft keiner mehr. Krigste alles im Internet. Demnächst gibts bestimmt keine Platinplatte mehr für 500 000 verkaufte Einheiten, sondern einen Platinipod für zwei Millionen Downloads oder den MTV Myvideo Award für den meistgeguckten Handykameramitschnitt von der letzten Pressekonferenz , yeah.

Ich bin echt traurig!