Montag, 7. Mai 2007

King Khan and the Shrines, Konzert Review

King Khan and his sensational Familienfest

Samstag Abend im Hafenviertel von Offenbach. „Hafen 2“ steht in haushohen Lettern auf dem stillgelegten Lokschuppen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinter dem Gebäude fuchteln drei Halbstarke mir selbstgebauten Schlagstöcken herum, während vor der Kneipe an der Ecke ein tiefergelegter schwarzer Mercedes mit glänzenden Felgen hält. Kein Ort für gesetzestreue Nachtschwärmer – oder doch?

Vor dem früheren Lokschuppen breitet sich auf einer grünen Wiese am Mainufer eine Festbankgarniturenlandschaft aus. Das Café im rechten Teil des Gebäudes bewirtet auch den Biergarten. Die Gästeschar schwatzt ausgelassen über den Tag, der geht und die Nacht, die kommt. Der gute Apfelwein hat daran sicher seinen Anteil. Ganz entscheidend für die gute Stimmung ist aber auch Vorfreude. Vorfreude auf ein Konzert, das jeden Moment in der umgebauten Bahnerhalle beginnt. Der Konzertsaal im linken Teil des Gebäudes bereitet heute Abend die Bühne für King Khan and his sensational Shrines.

Halb zehn soll es losgehen, doch ein wenig feiern lassen sich Musiker immer gerne. Als zwei oder drei Viertelstunden später das Publikum nach drinnen strömt, wird klar: das wird ein Fest. Ein Fest im familiären Rahmen. Höchstens 200 Leute, nicht einer würde noch Platz finden. Ein Fest der Höflichkeit. Man hilft sich auf die Empore im hinteren Teil, um den Objektiven freie Sicht auf die Bühne zu gewähren. Ein Fest, ganz einfach weil auf gelungenen Festen immer getanzt wird.

Schon die ersten Takte bringen eine gewaltige Ladung musikalischen Dynamits zur Detonation. Mal psychedelisch, mal schrill. Mal Rhythm and Blues, mal Soul, mal Rock’n’Roll. Irgendwann zwischen den Fünfzigern und den Siebzigern trug der Stammbaum der Musikgeschichte erstmals jene Knospen, die hier heute erblühen.

Ein totenkopfbesetztes Zepter verdeutlicht: das ist der Chef. King Khan ist der exotische Kanadier mit der Soulröhre à la James Brown oder Curtis Mayfield und dem Helm aus kaiserreichsdeutschen Zeiten. Sein kleiner Bierbauch ist wohl Resonanzraum. Andere Erklärungsversuche lassen seine ekstatischen Tanzeinlagen gar nicht erst zu. Immer wieder tanzt er sich durch das johlende Publikum, tanzt mit dieser und jenem, tanzt wieder auf die Bühne, dass seine mit Garnelen und Haifischzähnen aus Plastik besetzte Kette nur so herumwirbelt. Die Shrines sind Energiebündel an der Hammondorgel und Artisten an der Gitarre. Die Shrines sind Saxophonisten und Trompeter, Percussionisten und Publikumsanheizer, Multiinstrumentalisten und Sänger, Entertainer und Tänzer. Ihr Publikum sind Menschen voll glühender Euphorie und Ekstase. Unter zwanzig ist hier niemand, doch älter fühlt sich keiner.

Natürlich spielen King Khan and his sensational Shrines ihr neues Album, glamourös und voll Energie. Doch ganze drei Zugaben nach immerhin schon 90 Minuten Programm beglücken das Publikum mit den Toptiteln des Vorgängeralbums. Stone Soup und Mr. Supernatural sind würdige Höhepunkte eines fulminanten Konzertes. Mit einem hölzernen Pferdekopf auf den Schultern und sein Zepter schwingend verlässt King Khan die Bühne, während seine Shrines ihm die würdige Geräuschkulisse für seinen Abgang bieten. „Gestern in Weinheim waren wir noch einen Tick besser“, sagt einer der Shrines später. Das kann sich hier aber niemand vorstellen.

Copyright ist klar, ne! ;-)

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